Urlaubs Frische »

Wir alle kennen diese herrlichen Gefühle, die Reisen in uns auslösen können. Und wir kennen die Ernüchterung nach der Rückkehr von einer Reise in den Alltag.
Wie können wir diese Erholung und Auffrischung länger in uns behalten?
Was machen wir im Urlaub eigentlich anders, was uns leichter und freudiger sein lässt?
Sich diese Fragen zu stellen, hilft, eine glücklichere Haltung im Alltag einzunehmen. Wer bin ich im Alltag und wer bin ich im Urlaub?
Ich bin im Urlaub sehr mit meinen inneren Kindern verbunden. Für sie bietet jeder Tag neue Möglichkeiten etwas zu entdecken und zu genießen. Ich bin dadurch offener, mutiger und weicher.
Im Alltag sorgen die reiferen Anteile für mehr Struktur, es dürfen viele Termine absolviert werden und immer neue To do Listen warten auf Erfüllung.
Das lässt sich nicht ändern und ich habe verstanden, dass es besser ist, seinen Frieden damit zu machen, als im Widerstand zu sein.
Aus Sicht der Seele ist der Alltag auch eine Lebensreise. Die erwachsenen Anteile erscheinen häufig härter und freudloser, weil sie mehr über die Belastung und den Schmerz dieser Reise wissen. Sie wollen uns beschützen, auch indem sie uns manchmal gnadenlos antreiben und für negative Gefühle sorgen. Doch: Sie waren auch mal Kinder, tief drinnen lieben sie die Gefühle von Freiheit und Leichtigkeit! Auch sie wollen vertrauen können und glücklich sein.
Das kann sich mehr und mehr auch in der Alltagsreise einfinden, in den Routinen, im Stress und im Widerstand. Wenn wir mit all unseren Anteilen leben, sind wir offener und schaffen mehr.
Wir können uns mehr selbst anerkennen. Auf Reisen unternehmen oder erleben wir täglich etwas, worauf wir hinterher stolz sind. Wir machen uns hübsch und sind fest entschlossen, heute, jetzt, etwas Gutes zu erleben.
Im Urlaub ist Vieles, was wir erleben, neu. Unsere Sinne sind offener und geschärfter. Das lässt sich in vertrauten Umgebungen nicht ganz umsetzen. Allerdings – keiner hat gesagt, dass wir immer auf der gleichen Bettseite schlafen müssen, immer 20:00 Uhr Nachrichten schauen und es nur diesen einen Imbiss gibt. Überprüfe deine Routinen einfach einmal.
Auf Reisen dokumentieren wir unser Leben in Bildern, Tagebucheinträgen und Social Media. Wir nehmen uns und unser Erlebtes wichtig.
Es ist auch im Alltag bereichernd, täglich inne zu halten und zu fühlen: Was für ein Resümee hat der heutige Tag für mich? Was ist Schönes hinzu gekommen? Welches Belastende konnte gehen? Wofür bin ich dankbar? Worauf freue ich mich morgen?
Wir dürfen uns davon lösen, Erwartungen zu erfüllen. Das machen wir im Urlaub. Wir fragen uns nicht, wie mache ich es recht, sondern: wie erlebe ich heute für mich und meine Lieben einen schönen Tag?
Es gibt Erwartungen, denen habe ich im Leben zugestimmt. Arbeitsverträge zum Beispiel. Das war unsere Entscheidung. Es allen recht zu machen nicht. Vom Team, Vorgesetzten oder Kunden positives Feedback zu erwarten, ist wahrscheinlich nicht Teil des Vertrages. Darauf zu hoffen kostet Energie und schafft Frustrationen. Warum nicht selbst die eigene Arbeit wertschätzen? Viele Erwartungen, in die wir Energie investieren, dürfen auf Nützlichkeit überprüft werden.
Bringt es mir langfristig mehr Lebensfreude/Lebensenergie, wenn ich mich hier engagiere, erwarte, dass meine Freundin meine schwierige Lage erkennt, mein Bruder mehr tut? Solche Erwartungen haben im Urlaub, Urlaub.
Urlaub ist ein begrenzter Zeitraum. Wir wollen ihn bestmöglich nutzen. Da sagt man schon mal eher einem Zimmer- oder Strandnachbarn, dem Reiseleiter oder dem Partner was man will oder nicht will. Da lebt die Klarheit und macht es oft leichter. Wenn dies gut gelingt und es uns gut geht, sind wir hier am Ende auch versöhnlicher …
Im Urlaub gehen wir ein bisschen liebevoller mit uns selbst um …
Ich wünsche Euch ein gutes Ankommen nach der Sommerzeit.
Foto: Mathias Riedl